April
11
[Interview] Dr. Matthias Meier
Cora

Das Interview zum Buch: Der Mensch – zu schlau zum überleben

Lieber Matthias,
ich Danke dir vorab für die Zeit, welche du dir zum beantworten meiner Fragen nimmst.

Dein Buch „Der Mensch zu schlau zum überleben“ hat mich stark beeindruckt. Du schreibst über viele Themen zum Gesund werden und um die Gesundheit zu erhalten. Was würdest du in dieser Hinsicht an unserem Gesundheitssystem verändern wollen? Bzw. was würde unserem Gesundheitssystem gut tun?

Eine kleine Portion Ganzheitlichkeit wäre nicht schlecht. Die Medizin, wie sie im Studium und nachher in der Facharztweiterbildung gelehrt wird, ist reine Symptomtherapie. Bis auf die Unfallchirurgie fällt mir kein Fachbereich ein, der ursachenbetont therapiert. Eine Zusammenarbeit zwischen ganzheitlich orientierten Ärzten, die auf naturheilkundlicher Basis behandeln und Schulmedizinern würde die Tür zu einer ganz neuen Medizin eröffnen. Ein Problem ist, dass naturheilkundliche Methoden im Studium wie auch in der Facharzt Weiterbildung keine Rolle spielen, daher wissen die meisten Ärzte nichts darüber und sehen auch nicht ein, warum sie sich damit beschäftigen sollen. Das hält aber von der Erkenntnis von dem Prinzip der Heilung ab und lässt stattdessen ein symptomorientiertes Handeln in den ärztlichen Alltag Einzug finden. Es werden Standards abgearbeitet, oftmals ohne den physiologischen Mechanismus des Krankheitsbildes zu hinterfragen bzw. ob es sich überhaupt um eine Erkrankung handelt oder um eine Adaptation des Körpers. Für mich sind hoher Blutdruck, hohes Cholesterin, Depression, Arthrose, Diabetes, Migräne usw. alles keine Erkrankungen, sondern Symptome, die eine Ursache haben. Ich versuche diese zu finden und zu beseitigen, und damit habe ich mehr Erfolg als mit Spritzen und Medikamenten. Die Behandlungsweise bei chronischen Erkrankungen sollte eine langsame Eskalation der Invasivität erfahren. Bedeutet: erst konservativ mittels naturheilkundlicher Methoden. Wenn man damit nicht weiterkommt, können Medikamente eingesetzt werden, wenn das nicht hilft Interventionen, danach kommen dann die operativen Verfahren. Aber heutzutage wird in der Medizin die konservative Medizin nicht ausgereizt, aber nicht aus Absicht durch die Ärzte, sondern aufgrund des fehlenden Wissens, dass es überhaupt noch echte und valide Alternativen gibt. Und das sollte sich meiner Meinung nach ändern.

Du hast dein Medizinstudium in Mainz abgeschlossen, hast viele Praxiserfahrungen im Ausland gesammelt und dich danach zum Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie ausbilden lassen. Warum bist du noch einen „alternativen“ Weg zur Osteopathie gegangen? Was hat dir in der Schulmedizin gefehlt?

Ich habe nach meiner Facharzt Ausbildung für Orthopädie und Unfallchirurgie einen zweiten Facharzt in der Rehabilitationsmedizin begonnen (und abgeschlossen). Während dieser zweiten Facharztzeit bin ich dann mit der manuellen Medizin in Kontakt gekommen und habe die Ausbildung in der Klinik absolvieren dürfen, in der ich angestellt war. Das hat mir eine ganz neue Welt eröffnet. Ich habe auf einmal realisiert, dass ich mit meinen Händen am Patienten etwas verändern kann, was ihm mit seiner Gesundheit helfen kann. Das war mir mit der Schulmedizin nie gelungen, da ich nur Symptome behandeln oder ein Rezept ausstellen konnte. Allerdings war ich mit den Ergebnissen am Anfang nicht zufrieden. Den meisten Patienten konnte ich immer noch nicht helfen. So zog ich von Fortbildung zu Fortbildung auf der Suche nach Erkenntnis, wurde aber meistens enttäuscht, da mir die Dozenten meine Fragen meistens nicht beantworten konnten. Durch Zufall bin ich auf einen amerikanischen Chiropraktiker gestoßen, der mit seinem Ansatz über 95% der Patienten, unabhängig von der Diagnose, helfen konnte. Ich habe da nicht lange gezögert, meine Verlobte eingepackt und hingeflogen. Ich durfte vor Ort mit Patienten reden, bei den Behandlungen zuschauen und mit den Chiropraktikern sprechen. Mit diesem Gesamtpaket habe ich dann, wieder zu Hause angekommen, ebenfalls eine deutliche Mehrheit der Menschen von ihren Symptomen befreien können, unabhängig von ihrer Diagnose. Die Euphorie, dass man tatsächlich Erkrankungen rückgängig machen kann, lässt einen immer weiter recherchieren. Diesen Elan hatte ich in der Schulmedizin nicht in diesem Ausmaß.

Als niedergelassener Arzt mit eigener Privatpraxis hast du dich auf rekonstruktive Chirotherapie und regenerative Medizin spezialisiert, du bist zudem zertifizierter Mannschaftsarzt für Leistungs- und Spitzensport. Können auch Kassenpatienten zu dir in die Praxis kommen oder ist alles ganz exklusiv bei dir?

Na, noch sind keine Scheichs bei mir vorbeigekommen. Selbstverständlich können alle Menschen zu mir kommen, die möchten. Die meisten Krankenkassen bezuschussen osteopathische Verfahren. Das kann man ganz einfach mit seiner Krankenkasse klären. In der Regel übernehmen die privaten Kassen die Kosten komplett.

Würdest oder stehst du Patienten und Kollegen auch beratend zur Seite, wenn die Krankengeschichte als aussichtslos deklariert wurde?
Als Bsp. ein Patient mit chronischen Rückenschmerzen, welcher schon mehrere MRT mitgemacht hat und als austherapiert gilt.
In deinem Buch schilderst du nämlich genau solche Fälle: entlastende Position im MRT mit Schonung der geschädigten Strukturen (verfälschte Bilder entstehen).

Ich kann nie vorhersehen, was oder wieviel man bei einem Menschen verbessern kann, aber ich habe eine Ahnung, nachdem ich die Diagnostik und die erste Behandlung durchgeführt habe. Das hat aber auch den Effekt, dass ich erstmal nichts bereist im Voraus als aussichtslos sehe, da ich schon Verbesserungen in Menschen erreicht habe, die in der Schulmedizin als austherapiert oder aussichtlos gelten, unabhängig ihrer Diagnose. Chronische Rückenschmerzen ist ein Klassiker. Ich habe erst kürzlich einen wissenschaftlichen Artikel veröffentlicht, in dem ich zeigen konnte, wie Bandscheiben nachwachsen können und erklärt, warum das so sein kann. In der Schulmedizin habe ich noch gelernt, dass das nicht möglich ist. Genaugenommen ist das mit Schulmedizin nicht möglich, und genauso gilt das für viele Diagnosen bzw. Fachbereiche. Solange jemand ein Mensch ist und Sauerstoff atmet, gibt es Ideen, wie man Gesundheit verbessern kann. Man muss nur den richtigen Zugang finden. Wenn Kollegen auf mich zukommen würden, wäre ich im Rahmen meiner Möglichkeiten auch dazu bereit, ihnen zur Seite zu stehen. Allerdings muss das noch passieren. Eine Zusammenarbeit zwischen der Schulmedizin und der Naturheilkunde ist oftmals nicht gegeben. Das würde bedeuten, dass Ärzte sich eingestehen müssten, dass sie an ihre Grenzen gekommen sind, und dass andere da mehr Möglichkeiten haben. Auf diesen Tag warte ich noch… Die Diagnostik ist ebenfalls entscheidend. Die modernen bildgebenden Verfahren sind alle klasse und erzeugen sehr schöne Bilder, zeigen jedoch oft nur ein Symptom und nicht die Ursache für das Problem.

Auf S. 239 schreibst du […] Kein Arzt der Welt wird einen Kranken wirklich heilen können, das kann nur das eigene Nervensystem. […] Bei welchen Fällen wäre, in diesem Kontext, mit der Chiropraktik nicht mehr zu helfen?

Solange ich Zugang zu beweglichen Wirbelsäulensegmenten habe, habe ich Hoffnung auf Heilung. Wenn die Wirbelsäule versteift ist, entweder auf natürliche Weise, weil der Patient Jahrzehntelang die Problematik toleriert hat, oder durch eine Operation, dann kann ich zumindest an den Segmenten der Versteifung nicht mehr viel ändern. Es hat aber auch Fälle gegeben, dass nicht bewegliche Segmente wieder einen Teil ihrer Beweglichkeit durch Therapie zurückbekommen haben und damit ein kleiner Heilerfolg möglich war. Wenn Metallstäbe oder künstliche Bandscheiben vorhanden sind, dann kann ich dieses Segment nicht mehr manipulieren und kann damit auch nicht die Nerven, die aus diesem Segment stammen, beeinflussen. In einem solchen Fall muss ich mich um die restlichen Segmente kümmern und tun, was ich kann. Auch starke strukturelle Schäden wie eine Querschnittlähmung nach einer Verletzung, limitieren den zu erwartenden Erfolg. Allerdings habe ich auch schon gesehen, wie muskuläre Kraft oder Sensibilität nach einem Bandscheibenvorfall zurückkommt oder das Gehör eines 80-jährigen nach der Behandlung sich so gebessert hatte, dass er sein Hörgerät nicht mehr brauchte. Das sind Dinge, die ich nicht vorhergesehen oder erwartet hätte. Das Heilpotential jedes Einzelnen ist oft eine Überraschung.

Haben Menschen mit Hypermobilitätssyndrom (HMS) mehr Probleme mit ihrem Körper und wie wirkt sich das HMS bei der Behandlung aus?

Auch die Hypermobilität hat eine Ursache. Bindegewebe, welches nicht stabil ist, hat aus irgendeinem Grund nicht die Nährstoffe, die es braucht, um stabil zu sein. Das kann an der Ernährung liegen, an der Aufnahmefähigkeit des Darms einzelner Nährstoffe, oder an der Verteilung durch das Blut, welches wiederum vom Nervensystem gesteuert wird, was natürlich in der Wirbelsäule zu Hause ist, meistens finden sich biomechanische Fehlstellungen. Das kann viele unterschiedliche Symptome verursachen, häufig mit einem Schmerz verbunden. Typischerweise sind das die Menschen, die nachts auf der Seite liegen, mit einem gebeugten Bein, um das Becken zu stabilisieren. Nicht selten findet man ein flaches Fußgewölbe, Hallux valgus, überdehnbare Knie, Hernien, überdehnbare Finger und Handgelenke, verminderte Belastbarkeit im Vergleich mit Gleichaltrigen u.a. Bei der Behandlung spielt das für mich keine große Rolle, da die Behandlung darauf aus ist, Stabilität herzustellen. Menschen mit einer HMS haben allerdings am Anfang, nach den ersten paar Behandlungen, nicht selten eine vorübergehende Verstärkung ihrer Symptomatik. Das kommt daher, dass eine Korrektur der Fehlstellung eine Entzündungsreaktion durch das Nervensystem hervorruft. Das ist zwar gewollt, kann aber vereinzelt eben vorübergehend mit Schwellung, Wärme und Schmerzen einhergehen. Wenn die Korrektur der Biomechanik voranschreitet, werden die Beschwerden weniger und weniger und das Bindegewebe stabiler innerhalb gegebener biologischer Grenzen.

Zum Thema Schmerzmittel (Opiate) gehst du ab S. 40 chronologisch vor. Auf S. 42 zitierst du die National Safety Council […] dass es wahrscheinlicher ist, von einer Opiat Überdosierung zu sterben als durch einen Autounfall […] und du schreibst weiter […] Schmerzen mit Schmerzmittel zu betäuben, ohne ihre Ursache zu verstehen oder zu suchen, führt unweigerlich in eine Abwärtsspirale […]. Bedeutet dies, dass deine Patienten erst Schmerzmittel erhalten, wenn die Ursache bekannt ist, oder benötigen diese im besten Fall gar keine Medikamente mehr, weil die Ursache behoben werden kann / konnte?

Zumindest bisher war es nicht notwendig, meinen Patienten Schmerzmittel zu verschreiben. Meistens gehen die Schmerzen mit Beseitigung der Ursache weg. Zugegebenermaßen geht das nicht immer mit 1 oder 2 Behandlungen, sodass eine vorübergehende Einnahme von Schmerzmitteln durchaus vorkommt, Ziel ist es aber, sie abzusetzen. Denn ich versuche mit der Behandlung Entzündungsvorgänge in Gang zu bringen, was sich zuerst etwas befremdlich anhört, da in der Medizin Entzündung immer gehemmt wird. Allerdings muss man realisieren, dass eine Entzündungsreaktion der Versuch des Körpers ist, Gewebe zu heilen. Das geht nur mit einer Entzündung, also einer vermehrten Durchblutung, was zu einer Schwellung und Überwärmung sowie manchmal auch Schmerzen führen kann, die klassischen Zeichen einer Entzündung. Es werden dadurch mehr Nährstoffe zu dem Ort transportiert, an dem sie gebraucht werden. Diese Reaktion zu unterdrücken, was viele Schmerzmedikamente ja machen, geht zwar mit einer Symptomreduktion einher, man muss sich aber bewusst machen, dass dadurch auch die Heilreaktion chemisch verhindert wird.

Ab S. 59 gehst du auf das limbische System ein und findest eine gute Überleitung zum autonomen Nervensystem. Dort sprichst du auch die Auswirkungen auf den Darm und die darin enthaltenen „Glückshormone“ (Serotonin) an.
Zitat S. 63 […] Interessant ist, dass Serotonin Einfluss auf die Körperhaltung hat. […] [Umgekehrte Argumentation:] dass eine unphysiologische Haltung zu einer Verschlechterung der Nervenversorgung des Darms, und damit einer Verminderung der Serotoninsekretion und damit biomechanisch in eine Depression führt. […] Können Patienten, die längere Zeit in psychotherapeutischer (aufgrund von Depressionen) und medikamentöser Behandlung sind, durch eine physiologische bzw. verbesserte Haltung schneller wieder genesen? Wenn ja, warum wird weiterhin nur mit Medikamenten und Gesprächen therapiert?

Ganz genau. Auch die Hormonproduktion unterliegt der Kontrolle des Nervensystems. Wenn Beckenschiefstellungen oder Probleme mit der Lendenwirbelsäule sichtbar/messbar sind, dann kann das dazu führen, dass weniger Serotonin im Darm hergestellt wird. 95% des körpereigenen Serotonins werden im Darm hergestellt, 5% im Gehirn. Daher ist es wichtig, die Nerven zu beurteilen, die dafür zuständig sind, und die kommen nun mal aus der Wirbelsäule und dem Becken. Ich habe schon öfter die Rückmeldung von Patienten nach Behandlungen bekommen, dass sie sich emotional besser und stabiler fühlen und auch Medikamente reduziert und abgesetzt haben. Sogar traumatische Erlebnisse wurden teilweise neu verarbeitet, die zu einer Verbesserung der Funktion des autonomen Nervensystems geführt haben. Es ist natürlich nicht bei allen Patienten gleich, aber dieser Ansatz scheint mir doch deutlich ursachenbetonter als nur eine Tablette zu verschreiben. Allerdings haben Ärzte ja gar keine andere Wahl. Das ist der Standard, und Standards werden abgearbeitet und eingehalten. Das ist das, was man bereits im Medizinstudium lernt. Meine Art der Behandlung und physiologische Zusammenhänge so zu betrachten wie ich sie beschreibe wird einem nicht beigebracht.

Im gleichen Kontext fällt mir Dr. Edward Bach ( 24.09.1886 – 27.11.1936) mit seiner Bach-Blütentherapie ein. Dr. Bach experimentierte mit Darmnosoden, um das Mikrobiom zu beeinflussen und damit auch die Stimmung des Lebewesens zu verändern. Du beschreibst das Mikrobiom und die „gut-brain-axis“ ab S. 67. Was hältst du von Bachs Blütenessenzen, welche er später anstelle der Nosoden verwendete?

Ich bin kein Blütentherapie-Experte. Was ich allerdings sagen kann, ist das unser Mikrobiom eine Riesenrolle für Gesundheit spielt. Die Bakterien und Viren in unserem Darm sind ein Teil unseres Immunsystems und kommunizieren aktiv mit ihm. Sie helfen bei der Nährstoffsynthese und -aufnahme. Sie unterstützen Peristaltik (Darmbewegung) und beeinflussen Emotionen und Verhalten. Wenn das Mikrobiom leidet, wird auch die Gesundheit leiden. Ein Grund mehr, so wenig Antibiotika wie möglich zu benutzen. Das gleiche gilt für Pestizide, Schwermetalle, Mikroplastik und verarbeitete Nahrungsmittel. Sie alle werden zu einer Schädigung des Mikrobioms beitragen und damit auch zu einer Schädigung unserer natürlichen Barriere, die unser Darm gegenüber der Außenwalt ja darstellt. In fast allen entzündlichen Erkrankungen haben Patienten auch ein Problem mit ihrem Darm, mal mehr mal weniger, aber die Forschungsergebnisse finden immer mehr Zusammenhänge, sodass den Darm zu heilen ein Riesenschritt ist bei jedem, der unter einer chronischen Erkrankung leidet. Und die gute Nachricht: Darm heilt schnell. Innerhalb 6 Wochen hat sich die Darmschleimhaut regeneriert, wenn man alles richtig macht. Da sollten Ergebnisse nicht lange auf sich warten lassen.

Du gehst immer wieder auf die Ernährung ein und wie wichtig diese ist, um (chronische) Krankheiten zu verhindern oder loszuwerden. Mittlerweile gibt es so viele Ernährungsberatungen / -philosophien und -gurus auf dem Markt, dass es schwer ist, das richtige zu finden. Auch sind die Theorien widersprüchlich und nicht immer umzusetzen. Wie ernährst du dich selbst und warum hast du diesen Weg gewählt?

Ja, Meinungen gehen deutlich auseinander: von rein vegan bis hin zur Carnivore Diät, man findet Studien zu allem. Persönlich glaube ich, dass es immer hilft, sich vorzustellen, wie der Mensch die letzten Jahrtausende gelebt hat, was er gegessen hat, wozu wir auf dieser Welt geschaffen worden sind. Wir sind alles-Fresser, Fleisch, Gemüse, Obst, Nüsse etc. Wir haben relativ scharfe Eckzähne aber auch Mahlzähne. Unser Darm ist lang, was ein Hinweis darauf ist, dass wir vor allem eine pflanzliche Diät verdauen können, und dementsprechend wohl auch sollten. Was meiner Meinung nach aber fast noch wichtiger ist, ist, dass die Nahrungsmittel, die wir einnehmen nicht von Pestiziden, Herbiziden, Mikroplastik, Antibiotika oder gentechnisch veränderten Mikroorganismen beeinflusst sind, denn das verändert auch unsere Physiologie. Wir nehmen die Technologie als einen Segen hin und konsumieren gedankenlos, verstehen aber oftmals nicht, dass das Konsequenzen für unsere Biologie hat, wundern uns dann aber, dass wir alle krank werden, auf die eine oder andere Weise. Nicht zuletzt ist das das Resultat von vielen Umwelteinwirkungen, die Jahre und Jahrzehnte auf uns einwirken, aber in der Medizin, und gerade bei chronischen Erkrankungen, nicht berücksichtigt werden.
Ich selbst versuche eine pflanzliche Basis in meiner Ernährung beizubehalten. Etwa 1x/Woche esse ich Fleisch. Ich achte darauf, dass so viel wie möglich BIO ist, ohne Chemie, und am besten nicht in Plastik verpackt. Das können wir zwar nicht zu 100% umsetzen, aber zumindest achten wir darauf und tun unser Bestes.

Im Kapitel Immunsystem ab S. 157 gehst du auch auf die Funktionsweise ein, erklärst Medikamente, Krankheiten und Bakterien, welche für uns wichtig sind. Bei Tieren ist allgemein bekannt, dass das Immunsystem im Darm liegt und gerade der Darm besonders gepflegt und bei Krankheit ggf. aufgepäppelt werden muss. Warum wird dieses Thema beim Menschen eher sträflich behandelt?

In den letzten Jahren wird in der Forschung immer mehr über das Mikrobiom herausgefunden, welches die Kombination aus Bakterien, Viren, Pilzen etc. in und auf uns bezeichnet. Eine einfache Sache, die jeder verstehen kann, ist, dass Haut, Darm und Atemwege genaugenommen eine gemeinsame Decke bilden, die unser Körperinneres von der Umwelt trennt. Diese natürliche Barriere zu pflegen sollte eine Selbstverständlichkeit für uns alle sein, ist es aber leider schon lange nicht mehr. Alles, was diese Barrieren schädigt wird langfristig eine negative Auswirkung auf unsere Gesundheit haben. Dazu zählt auch unser Mikrobiom im Darm. Dieser Umstand ist für alle chronisch Kranke enorm wichtig und stellt in meinem ganzheitlichen Ansatz eine der Hauptrollen dar. Der Darm kann sich in etwa 6 Wochen regenerieren, daher kann man relativ schnell Ergebnisse erzielen, wenn man alles richtig macht. Sie finden in der allopathischen Medizin diesbezüglich nicht allzu viele Ansätze. Es gibt einige Kliniken, die Stuhltransplantationen anbieten, mit einigem Erfolg, da sie ein gesundes Mikrobiom in eine kranke Umgebung transplantieren. Dass sie damit Erfolg haben zeigt, wie wichtig unsere kleinen Freunde sind. Und was machen wir? Wir zerstören sie mit Antibiotika, Medikamente, Schwermetalle, Strahlung, Desinfektionsmittel, Mikroplastik, Rauchen, Luftverschmutzung, Spritzen aller Art und vieles mehr. Damit schädigen wir auch unsere Barrieren und unser Immunsystem. Wen wunderts, wenn dann viele Menschen krank werden? Wir haben uns weit davon entfernt so zu leben, wie es für einen Menschen auf diesem Planeten von der Natur vorgesehen war, und wir werden den Preis dafür bezahlen, davon bin ich überzeugt.

Wirst du ein weiteres Buch schreiben und wenn ja, wann ist damit zu rechnen?

Am Ende des Buches ist ein Appendix: Chronische Erkrankungen von A-Z mit einer kleinen Zusammenfassung für viele chronische Erkrankungen, wie sie entstehen und was man tun kann, um sie rückgängig zu machen. Das nächste Buch ist dieses Verzeichnis, nur in groß. Es wird ein großes Lexikon aller chronischen Erkrankungen, die ich kenne und die ich zum großen Teil auch in der eigenen Praxis behandelt habe. Es werden Bilder von Wirbelsäulen, Nervensystemscans und vieles mehr integriert, um detailliert, aber für den Laien noch verständlich, zu erklären, wie chronische Erkrankungen entstehen und was der Einzelne dafür tun kann, sie loszuwerden und gesünder zu werden. Das Buch versuche ich bis Mai als eBook auf den Markt zu bringen. Es wird allerdings wahrscheinlich 4 Bände geben. Die drei weiteren Bände muss ich dann noch schreiben, und das könnte noch ca. 1-2 Jahre dauern. Wenn alle fertig sind, möchte ich sie auch als echtes Lexikon anbieten. Es wird heißen: „Chronische Erkrankungen rückgängig machen: A-Z“ oder so ähnlich. Auch Erkrankungen, von denen man vielleicht nicht ausgeht, dass sie mit den Händen beeinflussbar sind, wie Aneurysmen, Autismus, Alzheimer, Altersflecken, Blutdruck, Sodbrennen und viele mehr sind dabei. Insgesamt werden es mehrere hundert Erkrankungen sein. Danach habe ich aber noch weitere Ideen für Bücher, die ich gerne schreiben würde. Mal sehen, wie sich die Dinge entwickeln, ist vielleicht auch eine Zeitfrage. Muss ja auch noch normal arbeiten.

 

Auf dem Youtube-Kanal von Dr. Matthias Meier findet ihr auch Videos für eure Gesundheit!